Ich mache mich ganz früh auf den Weg - sitze schon um 730 auf dem Radl. Davor habe ich noch ausreichend gefrühstückt - das wird eine harte Etappe heute. Los geht’s. Die ersten Kilometer muss ich mich recht quälen - es geht über 2 kleine Hügelketten. Dann aber bin ich in dem Tal von Zhangjiakou - dort geht es auf einer “Nebenstrasse” dahin. Die Nebenstrasse ist ein 6 spuriger Highway, aber mit einem super abgetrennten Radlweg und für LKW gesperrt. Sehr angenehm. Ich fahre an einer schönen Seenlandschaft entlang - hier waren die Winterspiele 2022. Berge hat es hier auf alle Faelle genug - auch hohe. Nach ca 60 km kommt Zhangjikou in Sicht, das ist eine riesige Stadt. Von Peking durch einen grossen Gebirgszug getrennt gehört die Stadt aber schon klar zum Einzugsgebiet von Peking - dank bullet train ist man in 35 minuten in Peking. Zwischen mir und Peking liegen aber noch fast 90 km und der besagte Gebirgszug mit der chinesischen Mauer. Ich treffe einige Rennradfahrer und plaudere mit denen - die sind alle super nett. Mit einer chinesischen Radlgruppe mache ich kurz Pause. Dann geht es Richtung Badaling - jetzt ist richtig Betrieb mit Touristen da Badaling an der Chinesischen Mauer liegt. Bald kommt auch die Mauer in Sicht. Zuerst habe ich aber ein vermeintlich unüberwindbares Hinderniss von mir - ein 4 km langer Tunnel in dem Radln verboten ist. Ich schaue ein wenig blöd - dann sehe ich auf der gegenüberliegenden Strassenseite einen Ford Transit mit offenen Fenstern. Da ruht sich bestimmt der Fahrer aus - ich gehe hin und bitte ihn mich durch den Tunnel zu fahren. Dank Iphone Translator geht das heutzutage problemlos. Er sagt sofort zu und 5 Minuten später ist der Tunnel hinter mir. Von meinem netten Fahrer werde ich noch mit 2 Wasserflaschen versorgt und dann gehts weiter. Vielen Dank. Nach dem Tunnel kommt die Mauer - ich verbringe einige Zeit mit Photos machen. Irgendwann habe ich ein gutes Photo im Kasten und mache mich auf den Weg. Es geht 20 km gut bergab und dann bin ich in Peking. Zumindest am Stadtrand. Bis zum Tianmen Platz sind es noch 4o km. Radfahrtechnisch kein Problem , ich fahre wieder auf einer “Side Road” - in Wirklichkeit ein 6 spuriger Highway mit seperatem Radlweg. Aber es ist wahnsinnig heiss - viel wärmer als im Gebirge. Bei km 120 lege ich mich etwas in den Schatten - neben mir machen ein paar Kurierfahrer mit ihren Autos Pause und schenken mir ein eiskaltes Wasser. Ich freue mich immer über sowas aber ich bin auch sehr beschämt - diese Leute haben nicht viel und sind viel netter als viele reiche Leute. Mir gibt das schon zu denken. Es geht weiter - und es wird immer heisser. Ich fahre wieder 10 km und dann flüchte ich in einen klimatisieren Burger King. Dort kaufe ich das gesamte Inventar an Fruchtsäften auf und bleibe eine halbe Stunde dort sitzen. Dann hat sich mein Körper wieder gefangen und ich fahre die verbleibenden Kilometer zur verbotenen Stadt. Auf der Strasse zwischen Tianmen Platz und verbotener Stadt darf man zwar offiziell nicht radfahren aber das interessiert keinen. Ich darf durchfahren - einer der Polizisten salutiert sogar vor mir. Was man allerdings wirklich nicht darf ist vor dem Tianmen Gate stehenbleiben - das ist auch verständlich weil sonst da jeder stehen würde. Für mich machen die Chinesen trotzdem eine Ausnahme und ich darf kurz anhalten und ein Selfie machen. Mongolei done, Munich - Beijing (almost) done. Ich radl dann noch kurz zum Hotel und die Quälerei ist vorbei. Am Freitag geht es heim zu meiner geliebten Tina und den Kids - ich freue mich wahnsinnig. Das war eine anstrengende aber im Rückblick wunderschöne Reise. Noch schöner wäre es gewesen wenn Tina wieder dabei gewesen wäre - hoffentlich das naechste Mal.
Vielen Dank an alle die mich unterstützt haben - allen voran meine geliebte Tina, Sophia und Luki (die jetzt 3 Wochen Ferien von mir hatten), meine Eltern, alle Freunde, meine Teamärztin Ulli und alle mongolischen und chinesischen Unterstützer - ich habe mich wahnsinnig gefreut wenn mir jemand geholfen hat! Bald geht es wieder los -…
Bis dann, euer Leo